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Bahnreisen mit Kind, Hund und dem 9-Euro-Ticket
Bahnreisen mit Kind, Hund und dem 9-Euro-Ticket
Foto: nadia_bormotova / iStock / Getty Images

9-Euro-Ticket Zwölf Bahn-Tipps für (Wieder-)Einsteiger

Per Bahn in den Urlaub? Mit den günstigen ÖPNV-Tickets geht das in den kommenden drei Monaten so preiswert wie nie. Wie plant man seine Reise am komfortabelsten?

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Für neun Euro an den Urlaubsort fahren – günstiger als mit dem Billig-Bahnticket der nächsten drei Monate geht es wohl nicht. Und die schönsten Regionalbahnrouten  locken bestimmt auch eingefleischte Autofahrer und -fahrerinnen.

Aber wer schon länger nicht mehr mit der Bahn unterwegs war, hat vielleicht einige Fragen: Wie stelle ich sicher, dass ich nur die Züge nehme, in denen das Ticket auch gilt? Wie viel Gepäck darf ich mitnehmen? Und vor allem: Wie ergattere ich einen Sitzplatz?

1. Die richtigen Züge wählen

Das Heraussuchen reiner Regio-Verbindungen ist eigentlich einfach. Auf dem Buchungsportal der Bahn  setzt man in der Eingabemaske bei »Nur Nahverkehr« ein Häkchen. In der »DB Navigator«-App ist es aufwendiger; dort findet man den Button erst nach Anwählen der Suchoptionen, dann »Optionen« und dann unter »Verkehrsmittel«. Schon werden nur Verbindungen angezeigt, die man mit dem 9-Euro-Ticket nutzen kann – dieses wird dann auch als erste Buchungsoption angezeigt. Das gilt für Reisen ab Juni, zumindest auf den meisten Strecken.

Es wäre allerdings keine Reise mit der Bahn, wenn es nicht doch ein paar Fallstricke gäbe:

Auf der Website des Fahrgastverbandes Pro Bahn heißt es zum Beispiel: »Saisonverkehre in Bayern wie die Ilztalbahn  können das 9-Euro-Ticket wegen fehlender staatlicher Unterstützung nicht anerkennen.« Auch bei den Bussen von DB Regiobus Bayern  und beim On-Demand-Verkehr »Rosi « gelte es nicht, während es in Murnau anerkannt  werde.

Ähnliche Probleme gibt es auch auf manchen Strecken, auf denen Fernzüge im Nahverkehr eingesetzt werden, die man normalerweise mit Nahverkehrstickets nutzen darf – aber nach derzeitigem Stand nicht mit dem 9-Euro-Ticket. Es liefen noch Gespräche mit den Bundesländern, teilte die Bahn am Freitag mit. Für die sogenannte Gäubahn von Stuttgart zum Bodensee haben sich das Land Baden-Württemberg und die Bahn bereits darauf verständigt, dass in den Zügen auf diesem IC-Abschnitt auch das 9-Euro-Ticket akzeptiert wird.

2. Pendlerwissen nutzen

Falls Sie jemanden kennen, der oft Bahn fährt, erzählen Sie ihm oder ihr von den Reiseplänen. Denn genau wie Autofahrer wissen, wann welche Baustellen geplant sind, kennen auch Bahnpendler ihre Strecken und können wertvolle Tipps geben – zum Beispiel, wenn Züge wegen Gleisbauarbeiten auf einer Strecke seltener fahren und die wenigen dementsprechend voller sind. Manchmal lohnt es sich da, eine Route zu nehmen, die ein bisschen länger dauert, auf der man es aber gemütlicher hat.

Wer sich selbst über Störungen auf der Strecke informieren will, kann sich auch mit der Baustellenkarte der Bahn  vertraut machen – aber Achtung, die ist schon eher was für Fortgeschrittene.

3. Sicher packen

Pro Fahrgast rechnet die Bahn mit einem Koffer und einem Handgepäckstück. Komplizierter wird es bei der Unterbringung des Gepäcks. Zwar sind einige Regionalzüge auf touristischen Strecken auch für große Gepäckmengen ausgelegt, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Aber das gilt nicht für jede Strecke. Leichter gepackt ist leichter gereist.

Und der große Koffer wird selten direkt in Ihrer Nähe Platz finden – vorausgesetzt, Sie wollen nicht den Gang oder andere Sitzplätze blockieren. Meist gibt es Stellflächen oder Gepäckregale in den Waggons. Wer etwas Wertvolles mitnimmt, sollte es allerdings lieber im Handgepäck verstauen und an den Platz mitnehmen.

4. Umsteigezeiten planen

Je länger die Fahrstrecke mit Regionalzügen, desto mehr Umstiege müssen bewältigt werden. Und je mehr Umstiege, desto höher ist das Risiko, den Anschlusszug zu verpassen. Sowohl, weil man Verspätung haben kann, als auch, weil mal ein Gleis geändert wird oder ein Aufzug nicht funktioniert.

Das sollte man berücksichtigen und im Zweifel lieber Fahrten mit etwas längeren Umsteigezeiten wählen.

Tipp: Auf der Buchungsseite der Bahn lassen sich unter dem Reiter »Zwischenhalte« die Umsteigezeiten anpassen. Wer keine Lust auf Stress und lieber etwas Zeitpuffer hat, kann beispielsweise »mindestens 30 Minuten« einstellen. So werden Verbindungen mit kürzeren Umsteigezeiten gar nicht angezeigt.

5. Kinder mitnehmen

Bis sechs Jahre reisen Kinder generell kostenlos mit der Bahn. Danach brauchen sie ein eigenes 9-Euro-Ticket. In vielen Verbünden können Kundinnen und Kunden mit ihrer Abokarte Kinder bis 14 Jahre oder teils auch andere Erwachsene zu bestimmten Zeiten kostenlos mitnehmen – der Vorteil bleibt bestehen. Aber nur im eigenen Verbund.

Darum rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Wer durch mehrere Bundesländer reist, sollte prüfen, ob für alle Mitfahrer ab sechs Jahren ein eigenes 9-Euro-Ticket besorgt werden muss.

Kinderwagen können natürlich auch mit in den Zug. Gerade zu Stoßzeiten kann es jedoch eng werden. Die Bahn rät deshalb, lieber zusammenklappbare Modelle und Buggys mitzunehmen, vor allem in den Ferien, an Wochenenden und Feiertagen. Gut zu wissen: Wenn die Bahn zu voll wird, haben Kinderwagen – ebenso wie Reisende mit Mobilitätseinschränkungen – Vorrang. Darauf weist die Verbraucherzentrale ebenfalls hin.

6. Mobilitätsservice nutzen

Sie reisen mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator? Sie brauchen Hilfe beim Aus- oder Umsteigen? Der Mobilitätsservice der Bahn  bietet sowohl Hilfe beim Buchen der Fahrkarte als auch vor Ort. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien auch »im Umgang mit ertaubten, gehörlosen und schwer hörenden Kunden geschult«. Falls Sie in diesem Bereich Unterstützung brauchen, gibt es eine spezielle E-Mail-Adresse: deaf-msz@deutschebahn.com .

Generell gilt: Störungen, die man vielleicht bei der Durchsage nicht verstanden hat, lassen sich auf der Seite für aktuelle Beeinträchtigungen  nachsehen. Und: Sollte der Ansturm auf die Nahverkehrszüge so hoch wie erwartet sein, wird auch das Hilfsangebot noch knapper als sonst schon. Je früher Sie Ihre Fahrt bei dem Service anmelden, desto höher die Chance.

7. Großer Hund = eigenes Ticket

Jeder Regionalverbund regelt die Mitnahme von Tieren etwas anders. Im Allgemeinen kommt es laut Deutscher Bahn aber auf die Größe an. Kleine Hunde und andere kleine Haustiere (bis zur Größe einer Hauskatze) können in geschlossenen Behältnissen (etwa in einer Tierbox) demnach kostenlos mitfahren.

Hat man einen Hund, der größer als eine Hauskatze ist, braucht er in vielen Regionalzügen ein Zusatzticket. Ein 9-Euro-Ticket für seinen Hund kann man nicht erwerben.

8. Fahrradabteil checken

Die Fahrradmitnahme ist beim 9-Euro-Ticket nicht inklusive. In einigen Verbünden können Fahrräder zu bestimmten Zeiten kostenlos mitgenommen werden, doch oft kosten sie extra. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise 4,80 Euro pro Tag. Und wenn im eigenen Abo die Fahrradmitnahme inklusive ist, gilt dies beim Übergang in den nächsten Verkehrsverbund womöglich nicht mehr.

Eine Option für Radfahrer, die durch mehrere Verbünde fahren und sich nicht in das Kuddelmuddel der einzelnen Tarife begeben wollen: die Fahrradtageskarte der Bahn. Sie gilt Verbund-übergreifend und kostet sechs Euro für einen Tag.

In der Reiseauskunft der Bahn im Web und per App lässt sich die Option »Verbindungen mit verfügbaren Fahrradstellplätzen anzeigen« auswählen. So werden nur Züge angezeigt, in denen das Rad mitgenommen werden kann. Denn die Mitnahme von Fahrrädern kann von der Bahn nicht immer garantiert werde. Konkret rät sie: An Feiertagen sollte man Reisen mit dem Fahrrad meiden.

9. Verpflegung unterwegs? Schwierig

Regionalzüge haben in der Regel kein Bordbistro, sondern bestenfalls einen Snackautomaten – wenn überhaupt. Auch auf das Angebot an den Bahnhöfen während der Umstiege sollten Reisende nicht unbedingt vertrauen. Gerade kleine Bahnhöfe haben oft weder Supermarkt noch Imbiss. Und sich vorher erkundigen kann man kaum. Selbst auf dem Bahnhofsportal der Bahn, bahnhof.de, gibt es gerade zur Ausstattung kleinerer Bahnhöfe oft keine konkreten Auskünfte. Da heißt es: einfach genug Proviant und vor allem Getränke für die Reise einpacken. Mitreisende danken übrigens für nicht allzu stark riechende Snacks und möglichst wenig hart gekochte Eier.

10. Sitzplätze ergattern

Anders als in Fernzügen sind in Regionalbahnen in der Regel keine Sitzplatzreservierungen möglich. Man muss also hoffen, einen freien Platz zu erobern – gerade für Familien mit kleinen Kindern kann es in vollen Zügen ungemütlich werden. Was sich lohnen kann: sich informieren, wo der Zug startet, und versuchen, eine Station vor dem »größeren« Bahnhof in der Nähe einzusteigen. Dann ist man schon im Zug, wenn viele aussteigen – und kann sich einen Platz schnappen.

Wer eine Abokarte mit Erster-Klasse-Nutzung hat, darf nicht vergessen: Sie gilt immer nur im eigenen Verbund. Überfährt der Zug also die Verbundgrenze, bedeutet das eigentlich: Ab in die zweite Klasse.

11. ICE- und 9-Euro-Ticket kombinieren

Man kann auch einfach die große Distanz mit dem ICE oder IC zurücklegen und kleine Teilstrecken am Anfang und Ende der Reise mit dem 9-Euro-Ticket fahren. Für den Fernverkehr braucht man dann aber ein separates Ticket.

Die Strecke im ICE oder IC kann vor allem für Familien Erleichterung vom Getümmel bedeuten: In den meisten Fernzügen gibt es Familienbereiche sowie Kleinkindabteile, die teils auch einen ausklappbaren Wickeltisch haben. Diese Plätze kann man sich mit einer Familienreservierung sichern. Die kostet acht Euro.

12. Den Massen ausweichen

Es ist so vorhersehbar wie der Stau am Brenner: Wer zu Ferienbeginn in eine beliebte Urlaubsregion will, muss damit rechnen, auf Gleichgesinnte zu stoßen. Wo es abgesehen davon richtig voll wird, lässt sich nicht so leicht vorhersagen: Während Auslastungsanzeigen im Fernverkehr üblich sind, gibt es sie im Regionalverkehr nur manchmal, sagt Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn.

Die mögliche Auslastung lässt sich dort wegen fehlender konkreter Buchungsdaten oft nur schlecht bewerten, während man im ICE, IC und EC durch verkaufte Sparpreistickets und Reservierungen genauer absehen kann, wie voll ein Zug wird.

Deshalb kommt es auf die Strecke und den gesunden Menschenverstand an: Fährt man durch eine Zone, in der viele zur Arbeit pendeln wie das Ruhrgebiet? Dann gilt es, Stoßzeiten zu vermeiden – oder dort eine Pause einzuplanen. Fährt man in Richtung eines Ausflugszieles, zum Beispiel an die Küste?  Dann vielleicht nicht am Samstagmorgen die Reise antreten.

Karl-Peter Naumann glaubt, das Neun-Euro-Angebot sei touristisch eigentlich nur für direkte Strecken attraktiv. »Für die längere Urlaubsreise werden es wohl vor allem Sparfüchse nutzen«, ist seine Einschätzung.

Aber auch die wollen ja Urlaub machen.

bul/dpa